Ich bin Zeichner und Maler. Das Thema meiner künstlerischen Arbeit ist – allgemein gesprochen – die „condition humaine“, die Gestaltung menschlicher Befindlichkeit und das Festhalten sukzessiver zeitlicher Momente, die auf Skizzen, eigenen Fotos oder auf „Screenshots“ selbst produzierter Videos basieren.
Die vorliegenden Arbeiten stellen lediglich einen kleinen Ausschnitt meiner Arbeit dar. Zudem gibt es für jedes Werk umfangreiche Vorstudien, die ich nicht dokumentiere. Ebenso verzichte ich darauf, Werke aus den Jahren vor 2019 zu zeigen (Ausnahmen bestätigen die Regel!), da ich sie nicht mehr als repräsentativ für meine Arbeit ansehe. Das schließt nicht aus, dass ich sie irgendwann doch noch vorstelle, aber aktuell sehe ich die Notwendigkeit nicht.
Auf der rein malerischen Ebene interessieren mich die Abstufung der Valeurs bei der Realisation der Volumina und die Herausarbeitung der Architektur der Bildgegenstände, wie auch die hierdurch entstehende Faktur der Bildoberfläche.
Seit dem allzu frühen Tode meiner Frau, der Künstlerin Bettina Dellwig, verfolge ich umso konsequenter das künstlerische Bestreben, flüchtige Momente des gegenwärtigen und früheren (gemeinsamen) Lebens malerisch „einzufrieren“. Es sind dies Momente, die für mich bedeutsam sind oder waren, aber auch als allgemeine, archetypische Themen oder Konstellationen menschlichen Seins wahrgenommen werden können: Die Frau, der Mann, das Kind, die Mutter, der Vater, der Sohn, der Berg, die Brücke, das Gestade, die Grenze, der Tod. Damit in Zusammenhang stehen auch mythologische Topoi (Charon, Orpheus und Eurydike, Philemon und Baucis, etc.).
Sehr häufig entstehen dabei Diptychen, welche eine Bildszene aus unterschiedlichen Perspektiven und in einer Abfolge sukzessiver Momente zeigen.
Künstlerisch nahe fühle ich mich US-amerikanischen Realisten wie Edward Hopper, Andrew Wyeth und Eric Fischl, britischen Malern wie Lucian Freud oder Stanley Spencer, aber auch verkannten Meisterinnen der Neuen Sachlichkeit wie Lotte Laserstein -wegen ihrer malerischen Qualitäten, wegen ihrer Thematik und auch wegen ihrer Entscheidung, auf eine Verrätselung der Wirklichkeit zu verzichten. Die Realität, wie sie sich uns darstellt, ist kryptisch genug.
„Heine, werden Sie wesentlich!“ soll Rachel Varnhagen von Ense einmal zu dem aufstrebenden jungen Dichter gesagt haben. Wesentlich ist für mich, dem flüchtigen Moment, dem für mich unwiederbringlich Verlorenen, Beständigkeit und Form zu geben, im scheinbar Zufälligen das Sinnfällige zu finden. Als ich in jungen Jahren – in einer krisenhaften künstlerischen Phase – meinem Professor an der Kunstakademie Münster sehr detaillierte Grafiken von Haufen geschichteten Sperrmülls zeigte, fragte er mich, warum ich das zeichnete. Und ich antwortete ihm spontan: „Um mich der Dinge zu vergewissern.“ Ich glaube, das ist es. I paint, therefore I am.